“Mobile”
Anton R. Laub @ 1278 Neue Schule für Fotografie
29. April – 19. Juni, 2016
Der Stadtraum Bukarest veränderte sich in den 1980er Jahren drastisch. Die Neugestaltungspläne unter Ceaușescu zerstörten mehr als die Bomben im Zweiten Weltkrieg. Ganze Straßenzüge wurden abgerissen, ein Drittel der Altbausubstanz musste der ‚Systematisierung’ durch das repressive Regime weichen. Erst auf Drängen der intellektuellen Elite in Bukarest und in der Diaspora schaltete sich die UNESCO ein, wodurch einige historisch wertvolle Gebäude, darunter orthodoxe Kirchen, verschont blieben.
Allerdings nahmen die Rettungspläne ein bislang ungekanntes Maß der Absurdität an. Während die Bevölkerung am Existenzminimum lebte, wurden weder Aufwand noch Kosten gescheut, um die Kirchen aus dem Boden zu lösen, sie auf Schienen zu heben und sie manchmal nur wenige Meter von ihrem ursprünglichen Ort entfernt wieder abzusetzen. So ließ man sie hinter einem Vorhang aus sozialistischen Neubauten verschwinden, die Kirchen waren von der Straße aus nicht mehr sichtbar. Sie wurden aus dem Stadtbild gelöscht, nicht aber aus dem Gedächtnis der Zeitzeugen.
Wie lässt sich die Bewegung eines Gebäudes einfangen, das seit dreißig Jahren still steht? Noch immer sind die versetzten Kirchen in Hinterhöfen eingeklemmt. Paradoxerweise wurden dadurch aber Wohnraum und Sakralraum einander angenähert. Heute spiegeln die sorgfältig restaurierten Kirchen den neo-orthodoxen Trend wieder, während die ehemals sozialistischen Neubauten bereits zerfallen.